Die Krise in Person
Donald Trump und der Weltfrieden – die Karikaturen des Jahres bringen nicht nur das Jahr 2024 auf den Punkt, sondern auch die Gegenwart. Mit einem eleganten Wortspiel und einer vielschichtigen Zeichnung gewinnt «Cic» den Publikumspreis der Ausstellung Gezeichnet 2024. Flankiert wird das Werk auf den Plätzen zwei und drei von einer Friedenstaube in der Psychotherapie und – natürlich nochmals Trump.

2024 flog uns richtiggehend um die Ohren – Herausforderungen an allen Ecken und Enden. Für die Pressezeichnenden sind Krisenzeiten bekanntlich gute Zeiten. Entsprechend gross war die Auswahl für die Karikatur des Jahres. Nicht ganz überraschend hat dabei eine Personalie das Publikum besonders bewegt: Die Wahl von Donald Trump zum 47. Präsidenten der USA. Als Personifizierung der Mehrfachkrise stand er 2024 im Zentrum. Und er bleibt dort bis heute, täglich die Medien vor sich hertreibend. Gleich zwei der Gewinner-Karikaturen drehen sich denn auch um ihn.
Mit den meisten Stimmen hat es die Zeichnung von «Cic», alias Stephan Lütolf, auf den ersten Platz geschafft. Für die Zeitung «Der Bund» geht er das Thema mit viel Wortwitz an – und lässt doch eine gewisse Müdigkeit durchblicken, indem er den Stift an die Betrachter:innen abgibt. Die elegante Kombination von Sprachspiel, Resignation und reduzierter Farbpalette fügt sich zu einem stimmigen Gesamtbild zusammen, das besonders überzeugt. Damit sichert er sich die Auszeichnung für die Karikatur des Jahres.
«Eine gute Wahl des Publikums!», bestätigt Marco Ratschiller, selber Zeichner und einer der Mitorganisatoren der Ausstellung Gezeichnet 2024. «Cic veranschaulicht gut die Vielschichtigkeit einer gelungenen Pressezeichnung.» Simpel und tiefgründig zu gleich. Anders als ein Foto kann die Zeichnung mehrere Ebenen wie Fakten, Humor, direkte Ansprache und Gefühle in einem Bild zusammenbringen. Das bleibt in den Köpfen der Betrachtenden hängen und bringt zum Nachdenken. Und schon stecken wir mittendrin in einer Geschichte.
Auf den zweiten Platz hievt das Publikum die bemitleidenswerte Friedenstaube von Christoph Biedermann. Auf der Couch eines Psychiaters klagt sie über Versagensängste und das Gefühl nichts zu erreichen in der gegenwärtigen Weltlage. Die Stärke der Zeichnung: Sie knüpft direkt an ein bekanntes Gefühl an – man kann es ihr nur zu gut nachempfinden.
Auf dem dritten Platz begegnen wir erneut Trump. Auch das steht symbolisch für das Jahr 2024 – an Trump führt nicht nur kein Weg vorbei, wir begegnen ihm auch öfter als uns lieb sein kann. Regina Vetter reduziert ihre Zeichnung aufs Maximum: Eine gelbe Haartolle und der Text «Er ist wieder da». Die totale Reduktion und der sanfte Seitenhieb in die 1930er-Jahre geben der Zeichnung eine besonders prägnante Aussage.
Gezeichnet zeigt die besten Pressezeichnungen
Die Pressezeichnung, das ist die Kunst Humor und Ernst der Lage ideal auszubalancieren. Das Museum für Kommunikation und der Verein Gezeichnet zeigen einmal jährlich die besten Schweizer Pressezeichnungen in einer gutbesuchten Ausstellung (gegen 18’000 Besuchende). Dabei wählt das Publikum jeweils die Karikatur des Jahres.
Die Ausstellung wurde 2008 ins Leben gerufen und gastiert jeweils zwischen Dezember und Februar im Museum für Kommunikation in Bern. Die nächste Ausgabe findet vom 12. Dezember 2025 bis zum 22. Februar 2026 statt.
Zum Museum für Kommunikation
Das Museum für Kommunikation bietet eine schweizweit einzigartige Begegnung mit der Welt der Kommunikation. Für seine interaktiven Ausstellungen wurde es 2019 mit dem renommierten Museumspreis des Europarates ausgezeichnet – als erst drittes Museum der Schweiz. Gegründet wurde das Haus 1907, 2024 waren 140’000 Besuchende zu Gast.
Das Museum für Kommunikation ist Teil des Museumsquartiers Bern. Hier kommen Kultur, Geschichte, Wissenschaft, Kunst und Innovation zusammen und inspirieren mit einem lebendigen Zusammenspiel von Eindrücken und Emotionen.